, Timo Naumann

Silvesterzauber Zürich 2024

Wie der Nebel alles verschlingt

Silvesterzauber Zürich 2024 oder wie der Nebel alles verschlingt

Zürich, die charmante Metropole am Zürichsee, zieht jedes Jahr Tausende von Besucher:innen an, die das neue Jahr in einer einzigartigen Atmosphäre willkommen heißen möchten. Der "Silvesterzauber", das große Feuerwerk und Fest am Zürisee, ist dabei der unumstrittene Höhepunkt – zumindest theoretisch. Doch 2024 hatte der Nebel andere Pläne.

Der Tauchclub Glaukos und die "Argo"

Der Tauchclub Glaukos war auch im Jahr 2024 wieder mit dem Boot "Argo" im Einsatz für verschiedene Personentransporte. Doch dieses Jahr wurde ihre Mission zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Ihr Hauptauftrag war es, die Feuerwerker rechtzeitig auf die bereitgestellten Ledischiffe zu bringen, damit das Feuerwerk pünktlich um 20 Minuten nach Mitternacht starten konnte. Was einfach klang, verwandelte sich in ein nervenaufreibendes Abenteuer, als der Nebel die Sicht verschluckte und das GPS auf der Argo versagte.

Navigation bei dichtem Nebel: Ein Drahtseilakt

Der Nebel lag wie eine undurchdringliche Wand über dem See, und die Crew der "Argo" konnte nur noch wenige Meter weit sehen. Die Grundlagen der Navigation ohne GPS und Radar wurden zu ihrem Rettungsanker. Der Kompass wurde zur letzten Hoffnung der Crew, und die rot beleuchtete Kompassrose war das einzige Hilfsmittel, um im dichten Grau die Richtung zu halten. Jeder Fehler könnte bedeuten, dass sie die Ledischiffe verfehlten und die Feuerwerkspläne ins Wasser fielen.

Mit dem Kompass bestimmten sie den Kurs und hielten die Geschwindigkeit des Boots konstant. Doch die Zeit arbeitete gegen sie: Der Countdown die Feuerwerker auf die Ledischiffe zu bringen lief unerbittlich, und jeder kleine Umweg kostete wertvolle Minuten. Akustische Signale wurden zum Schlüssel. Die "Argo" lauschte auf jedes Geräusch im Nebel, um Hindernisse zu erkennen und eine Kollision mit anderen Booten zu verhindern. Jedes Dröhnen eines entfernteren Schiffs oder das Klirren der Wellen gegen eine unbekannte Wand ließ die Anspannung steigen. Die Feuerwerker an Bord hatten große Bedenken, ob sie die Ledischiffe rechtzeitig erreichen würden. Ihre Gesichter waren angespannt im matten Licht der Taschenlampen, während jede Minute zählte.

Ein Abend voller Erwartungen

Während die "Argo" gegen den Nebel kämpfte, füllten sich das Seeufer mit unbeschwerten Feiernden. 150.000 Menschen aus aller Welt strömten zu den besten Aussichtspunkten am See. Die Stimmung war ausgelassen, warme Getränke wie Glühwein und Punsch wärmten die Hände und die Herzen. Bands und DJs sorgten auf verschiedenen Bühnen für Unterhaltung, während unzählige Lichterketten die Stadt in ein festliches Glänzen tauchten.

Die Vorfreude war spürbar, denn der "Silvesterzauber" ist bekannt für sein spektakuläres Feuerwerk über dem Zürichsee, das jedes Jahr nach Mitternacht gezündet wird. Doch während die letzten Minuten des alten Jahres verstrichen, begann die Natur, ihre eigene Show zu inszenieren.

Der Nebel kommt

Bereits am Mittag begann sich ein dichter Nebel über den Zürichsee zu legen. Zunächst war es nur ein zarter Schleier, doch mit jeder Minute verdichtete er sich. Von den Hügeln ringsum war kaum mehr etwas zu erkennen, und die Menschen am Ufer spürten langsam, dass der Ausblick auf das Feuerwerk in Gefahr war.

Minuten bis Mitternacht: Der Wettlauf endet

Die Spannung auf der "Argo" erreichte ihren Höhepunkt, als die von der Seepolizei angebrachten Absperrbojen zum Schutz der Ledischiffe, die mit Blitzen versehen waren, im Nebel zu erkennen waren. Wenig später tauchten auch die Silhouetten der Ledischiffe plötzlich wie geisterhafte Erscheinungen aus dem Nebel auf. "Da sind sie!" rief einer der Feuerwerker, und die Crew der "Argo" lenkte das Boot mit unglaublicher Präzision heran.

Die Feuerwerker sprangen über und mit Schnelligkeit begannen sie, die letzten Vorbereitungen vor der Zündung des Feuerwerks zu beenden. Und dann, genau um 20 Minuten nach Mitternacht, gaben 1 Mitarbeiterin und ein Mitarbeiter des EWZ das Kommando zum Strom abstellen in der Stadt Zürich und Ueli (Ulrich), welcher verantwortlich für die Technik war, drückt auf den Zündknopf: das Feuerwerk färbte den Himmel – auch wenn es für die meisten Zuschauer nur durch einen Nebelschleier zu erahnen war.

Der Zauber liegt im Moment

Auch wenn das Feuerwerk buchstäblich im Nebel unterging, tat dies der Stimmung keinen Abbruch. Die Menschen feierten weiter, während die Nebelschwaden die Stadt in eine fast surreale Kulisse verwandelten. Der "Silvesterzauber" zeigte, dass er nicht nur von einem perfekt inszenierten Feuerwerk lebt, sondern von den Menschen, die ihn erleben.

Die "Argo" hingegen hatte ihre Mission noch nicht beendet. Nach Abschluss der Transporte musste das Boot auch den Rückweg nach Kilchberg antreten. Mit derselben Präzision und der bewährten Kompassnavigation kämpfte sich die Crew durch die undurchdringliche Nebelwand. Nach einem letzten, konzentrierten Manöver erreichte die "Argo" sicher den Steg am Navillegut.

Vielleicht hat der Nebel 2024 uns daran erinnert, dass nicht immer alles perfekt sein muss, um magisch zu sein. Manchmal reicht es, einfach den Moment zu genießen, selbst wenn er ein wenig anders ist als erwartet.

In diesem Sinne: Auf ein neues Jahr voller Überraschungen, mystischer Augenblicke und unvergesslicher Momente – ob mit oder ohne Nebel.